Die Notwendigkeit eines zentralen Marktes wurde im Rigaer Stadtrat bereits 1909 diskutiert, doch der Erste Weltkrieg verzögerte die Realisierung der Pläne bis zum 18. Dezember 1922. An diesem Tag verabschiedete der Stadtrat den Beschluss zum Bau des zentralen Stadtmarkts für Lebensmittel, denn der Markt am Flussrand war für die wachsende Stadt zu klein geworden. Der Bau des neuen Markts wurde 1924 begonnen und dauerte acht Jahre.
Die Gebäude, die heute als Markthallen dienen und zum charakteristischen Bestandteil des Rigaer Stadtbildes geworden sind, wurden ursprünglich in Kurzeme (Kurland) gebaut, wo sie in Vaiņode von der deutschen Armee als Zeppelin-Hangars genutzt wurden. Unter den Hallen wurden Keller aus Beton gebaut, die eine zwei Hektar große unterirdische Stadt mit insgesamt 337 Meter langen Korridoren bilden. 1938 konnten in 27 Tiefkühlräumen bis zu 310 000 Kilogramm Ware untergebracht werden. Drei Tunnel waren mit Ausgängen am Rande des Kanals verbunden und die Ware wurde mit Lastenaufzügen an die Oberfläche befördert.
Als der Zentralmarkt Riga 1930 feierlich eröffnet wurde, galt er nichts nur als der größte, sondern auch als der beste und modernste Markt Europas. Dieser hat sich immer im Herzen der Stadt befunden und wird deshalb auch manchmal „Bauch“ der Stadt genannt.
Während der Besatzung der Nationalsozialisten wurde das Marktareal für Kriegszwecke verwendet – zwei Hallen wurden zur Autowerkstatt für Fahrzeuge der Wehrmacht umgenutzt und dahinter wurde ein Feuerholzlager für die Firma Opel eingerichtet.
1949 wurde der Zentralmarkt zum Zentralen Kolchosenmarkt umbenannt, den die sowjetische Presse als den besten Markt in der Sowjetunion anpreiste.
Aus einer Statistik aus dem Jahr 1961 geht hervor, dass hier jährlich bis zu 200 000 Tonnen Fleisch, 768 000 Liter Milch, 7 Millionen Eier, mehr als 9000 Tonnen Kartoffeln, 8000 Tonnen Gemüse und fast 5000 Tonnen Obst verkauft wurden.
Der Markt war immer ein Symbol für Wohlstand und Reichtum. Über das ganze Jahr hinweg kann man hier alles zu kaufen, was das Herz begehrt – es gibt das größte Angebot von frischem Fisch in Riga, sowie Backwaren, Obst und Gemüse, Gewürze, Honig, Nüsse und vieles mehr. Die Bewohner von Riga kaufen hier auch andere im Alltag und Haushalt nützliche Dinge, Blumen und Pflanzen sowie mit Liebe gemachte Handarbeiten ein.
Der Zentralmarkt von Riga ist ein wirkliches Erlebnis. Nicht umsonst begeistert sein unablässiges Raunen und Lachen, seine Dynamik und Vielfältigkeit die Besucher. Ganz unbemerkt verschwinden die Vorurteile, denn wir sehen, dass der Markt jedes Jahr netter, schöner, ehrlicher, verantwortungsbewusster und moderner wird. Er versammelt Menschen, die genau wissen, dass dies ein Ort ist, an dem man am besten gesunde und qualitative Lebensmittel finden und Eindrücke zu lettischen Essens- und Handelstraditionen gewinnen kann.
Der Zentralmarkt Riga hat die Wiedereinführung des Kapitalismus überlebt und blüht nun wieder vollkommen auf. Er versammelt die verschiedensten Menschen am buntesten Ort der Stadt, an dem man fast alles kaufen kann, aber vor allem gesunde, leckere, bunte und vielfältige Produkte aus den lettischen Provinzen.
1997 wurde das Marktareal gemeinsam mit der Rigaer Altstadt in die UNESCO Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Der Markt hat eine großartige Aura, die ihm durch die grandiosen Silhouetten der Hallen und seine Weitläufigkeit verliehen wird. Die Hallen und ihre Anordnung sind wie ein Rahmen, der die Form und Ordnung des Markts bildet. Sie hätten allerdings niemals einen so großen Wert, wenn es nicht seit 1930 so viele Verkäufer und Käufer gegeben hätte. Wenn diese beiden Parteien mit von der Partie sind, dann blüht das Geschäft und weder die heiße Sonne, noch Regengüsse oder Eiseskälte können diesen Kreislauf unterbrechen.